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Andacht zum Monatsspruch für August

Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. (Psalm 139,14)

 

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit!

Pfarrerin Ingrid Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wann haben Sie einen solchen Satz zum letzten Mal gesagt? Ich kenne wenig Menschen, die solche Worte denken oder sich mit solchen Augen selber betrachten. Und das sind nicht nur junge Menschen, die sich kritisch selber anschauen beim Blick in den Spiegel. Die etwas an sich auszusetzen haben, weil in ihrem Kopf ein anderes Idealbild ist, dem sie gerne entsprechen würden. Auch ältere Menschen stellen oft genug große Ansprüche an sich selber, an die Figur, an das Aussehen, an die Belastbarkeit... Wunderbar gemacht?

Welches Ideal hegen Sie im Kopf, wenn es darum geht, wunderbar gemacht zu sein? Welche Bedingungen müssten für Sie gegeben sein, um das von sich selber zu sagen?
Wenn wir über solche Fragen nachsinnen, dann spüren wir mehr oder weniger schnell, dass wir uns mit solchen Fragen in eine Sackgasse hineinmanövrieren. Denn je höher unsere eigenen Ansprüche, je strenger unsere Maßstäbe an uns und andere, um so weniger werden wir diesen genügen können.

Und unser Glaube? Erstaunlicher Weise heißt es im Zusammenhang des Schöpfungsberichtes, der ganz am Anfang der Bibel steht, dass Gott jeweils die von ihm geschaffenen Werke anschaut und feststellt, dass sie gut sind. Egal was an Neuem zur Schöpfung hinzukommt - siehe es war sehr gut: die Bäume und Pflanzen, die Tiere und Menschen.
Offenbar schaut Gott mit anderen Augen auf seine Schöpfung. Offenbar gibt es da nichts, was in sich nicht vollkommen ist. Man könnte fast meinen, Gott schaue mit einem Blick der Liebe und Freude seine Schöpfung an.  
Was wäre, wenn wir mit eben diesem Blick uns selber und die Schöpfung anschauen würden? Was würde sich verändern in der Art und Weise, wie wir über uns selber denken, wenn wir einfach mal annehmen, dass wir wunderbar sind? Wunderbar individuell mit all den Macken und Kanten, die wir haben? Wunderbar einzigartig mit den kleinen und großen Besonderheiten, die uns auszeichnen? Wunderbar vielfältig mit all den Unterschieden, die uns Menschen zu eigen sind? Und das nicht nur ich selber. Wunderbar auch meine Nachbarin oder der Fremde auf der Straße, dessen Gesicht ich kaum erkennen kann, weil eine Maske so vieles im Gesicht verdeckt. Was könnten wir im anderen entdecken? Worüber würden wir anfangen zu staunen? Was würde unser Herz mit Freude füllen?

Mit solchen Augen auf uns selber und diese Welt zu schauen ist eine besondere Fähigkeit. Es gelingt uns, wenn wir mit den Augen des Herzens auf das blicken, was uns umgibt. Denn mit diesen Augen öffnet sich für uns das Geheimnis des Wunderbaren. Damit entdecken wir hinter all den Äußerlichkeiten das Besondere, das den anderen so wertvoll macht. Liebende Paare wissen das. Und junge Eltern, die in die Augen ihres neu geborenen Babys blicken, ebenso.

Dieser Sommer, den viele von uns vermutlich sehr anders gestalten müssen, als wir uns das noch zu Jahresanfang gedacht haben, könnte eine Einladung sein, das Sehen mit den Augen des Herzens neu einzuüben. Dann könnte es passieren, dass wir den schönsten Sommer seit Jahren verleben. Dann könnte es sein, dass wir beschenkt werden mit vielen wunderbaren Erlebnissen. Und am Ende einstimmen in das Lob aus Psalm 139,14:  
„Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“


Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit!

Pfarrerin Ingrid Schneider