Aktuelles

Hoffen wider alle Hoffnung

Lesen Sie hier eine Andacht zum ersten Advent von Pfarrer Rüdiger Petrat.

 

„Hoffen wider alle Hoffnung,

 

…glauben, dass es dennoch weitergeht.“ So dichtet und komponiert Heinz Martin Lonquich nach den Worten Jesu in Matthäus 28,20: „Bringt den Menschen alles bei, was ich euch beigebracht habe. Seht, ich bin immer bei euch, solange die Welt besteht.“

 

Lonquich`s Lied hört sich anfangs so an, als ob sich jemand über die Coronazeit hinwegtrösten möchte, obwohl ihm alles zu Bruch gegangen ist: Beziehungen, Arbeit, Lebensfreude. Vielen geht es heute so. Andere sind finanziell abgesichert oder leben in einem stabilen Beziehungsgeflecht. Aber sie bangen vielleicht um ihre Gesundheit und die ihrer Lieben.

 

Lonquich`s Lied ist grundsätzlicher gemeint. Er möchte gegen die Probleme ansingen, die auch nach Corona bleiben und schon immer pandemisch waren. Er ruft auf, zu „lieben, wo es beinahe nicht mehr möglich (ist), damit die Welt auch morgen noch besteht.“ Er ermutigt die Menschen endlich zu „fühlen, wo Gefühle sterben, Licht (zu) sehn da, wo alles dunkel scheint. (und) handeln, anstatt tatenlos zu trauern, (zu) trösten auch den, der ohne Tränen weint.“ 

 

Aber woher kommt dem Dichter der Mut, gegen alles anzusingen was unser Leben zerstört? Es ist Jesus Christus, der in die Welt kam, um den Tod zu besiegen und Menschen Lebensglück zu schenken. Von ihm singt Lonquich: „Trauen (wir) dem, der uns gesagt hat: Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit. Mit uns ist er auch in unserem Suchen, bis wir ihn schaun im Licht der Ewigkeit.“

 

Advent ist hoffen auf diese Begegnung mit dem Ewigen mitten im Alltag, mitten in unseren Ängsten und Zweifeln, mitten in unserer Wut über die coronabedingten Erschwernisse. Denn die Begegnung mit dem Messias wandelt unsere Sicht auf das Leben. Der erwartete Retter macht unseren Lebensweg zu einem Hoffnungsweg, weil Christus stärker ist als alles, was wir fürchten.

 

Das klare C-Dur Geläut der zweitgrößten Kreuzkirchenglocke ruft uns dazu auf. Sie trägt den Namen „Hoffnung“. Ihr über zweitausend Kilo wuchtiger Klang erinnert uns an die Worte des Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Menschen in Korinth: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.“ Gönnen wir uns in der Adventszeit beim Klang unserer Glocken einen Moment der Besinnung auf Gott, der alles in Händen hält und lauschen hoch zum Kirchturm im Gebet. Vielleicht fällt die eine oder andere Last uns dann leichter oder ganz von uns ab und wir erheben wieder öfters unseren Blick im Alltag des Lebens.

 

Möge der Advent uns berühren!  Ihr Pfarrer Rüdiger Petrat