Stadtkirchenarbeit

Die besondere Bedeutung der Kreuzkirche für die Stadt Bonn liegt im Ursprung darin begründet, dass sie seit ihrer Einweihung am 18. Dezember 1871 nicht nur das mit Abstand größte, sondern für Jahrzehnte auch das einzige Kirchengebäude in der damals noch ungeteilten Evangelischen Gemeinde Bonn war. Darin führte sie die Tradition der heutigen Bonner Schlosskirche fort, die in den Jahren von 1815 bis 1871 nicht nur als Universitäts-, sondern auch als Gemeindekirche diente.

Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich aber auch eine über die Stadt Bonn hinausreichende Bedeutung der Kreuzkirche. Diese Überregionalität lag u. a. in ihrer hochqualifizierten Kirchenmusik begründet, beginnend mit Arnold Mendelssohn, der die europäische Schütz-Renaissance auslöste und Werkaufführungen Johann Sebastian Bachs und Mendelssohn-Bartholdys zur Tradition erhob. Weltweit bekannt wurden aber auch die Werke einiger ihrer Presbyter, wie z. B. des Berghauptmanns Hermann Brassert, dessen Bergbaugesetz über 100 Jahre Gültigkeit behielt, und des Theologen Karl Barth, der für die Gemeinde im Mai 1934 eine Vorläuferfassung der späteren Barmer Theologischen Erklärung, den sogenannten Bonner Entwurf, schrieb. Universitäts- und Kreuzkirchenprediger wie Hans-Joachim Iwand, dessen Bibliothek in der Kirche aufbewahrt ist, machten die Kreuzkirchenkanzel zu einem Ort internationaler Denkanstösse. 

Die besondere Bedeutung der Kreuzkirche für die Bonner Ökumene manifestieren sich unter anderem darin, dass nicht nur regelmäßig ökumenische Gottesdienste, sondern jährlich über 60 ökumenische Veranstaltungen in ihr stattfinden. Zwischen den drei Innenstadtgemeinden, der evangelischen Kreuzkirche, dem römisch-katholischen Münster St. Martin und der altkatholischen Kirche St. Cyprian besteht eine Partnerschaftsvereinbarung. Weitere Kirchen, Einrichtungen und Schulen sind an der ökumenischen Arbeit der Kreuzkirche beteiligt. 

Vom Kaiserbesuch über Staatsbegräbnisse bis hin zum Deutschlandtag war die Kreuzkirche in ihrer langen Geschichte schon immer öffentlicher Raum. Seit einigen Jahren lädt nicht nur die täglich geöffnete Kirche, sondern auch der neugestaltete Kirchplatz mit dem Evangelischen Kirchenpavillon zu öffentlichen Veranstaltungen ein. Dazu gehören nicht zuletzt auch die Evangelischen Stadtführungen des Evangelischen Forums Bonn und die Führungen, die die Kreuzkirchengemeinde selbst anbietet, sondern vor allem auch die Kanzelreden, die die Kreuzkirche in Verbindung mit dem Evangelischen Forum anbietet.

Diese Verknüpfung von Gemeindearbeit und Citykirchenarbeit eröffnet die Möglichkeit einer großen Bandbreite kirchlicher Angebote, von passageren Begegnungen bis hin zu verbindlicheren Formen. Weitere Informationen erhalten Sie gerne bei Pfarrer Petrat.

Barth-Iwand Präsenzbibliothek

Schon seit vielen Jahren ist Pfarrer Rüdiger Petrat nicht nur als Kreuzkirchenpfarrer, sondern auch als ehrenamtlicher Kustos der "Barth-Iwand-Präsenzbibliothek" tätig.

Er schreibt dazu: "Auf der Kreuzkirchenempore, rechts über dem Altar, befindet sich eine Notenbibliothek auf der Grundlage des Wirkens von Arnold Mendelssohn an unserer Kreuzkirche. Aus ihr strahlt durch die Kirchenmusik das Evangelium in die Herzen der Gemeinde.

Etwas Gleichwertiges befindet sich auf der gegenüberliegenden Empore links über dem Altar: Bücher von Theologen der Kreuzkirche auf der Grundlage der Bibliothek Hans Joachim Iwands, des Lutherforschers und Widerstandskämpfers, Uni- und Kreuzkirchenpredigers, Pfarrer an St. Marien und Professor in Göttingen und Bonn, Gründer und Herausgeber der Göttinger Predigthilfen.

Die Straße hinter der Kreuzkirche trägt seinen Namen und sein Kampf gegen das NS-Regime, den Kalten Krieg, für die Ökumene und die Ostverträge samt seinen eindrucksvollen Predigten sollen unserer Gemeinde in lebhafter Erinnerung bleiben.

Außerdem befinden sich in der Barth-Iwand Präsenzbibliothek Predigten und Werke namhafter Persönlichkeiten, die in der Kreuzkirche gewirkt haben, zum Beispiel: Oberhofprediger Ernst von Dryander, Prof. Helmut Gollwitzer, Bischof Hermann Kunst und vor allem des Iwand-Freundes und Jahrhunderttheologen Prof. Karl Barth, der den Vorläufer der Barmer Theologischen Erklärung für die bekennenden Christen an der Kreuzkirche schrieb. Mit Ihm zusammen verfasste Iwand das Darmstädter Wort.

So kehrt die Evangeliumsverkündigung vergangener Zeiten literarisch zurück an den Ort, von dem sie ausgegangen ist."

Ehrenamtliche ArchivmitarbeiterInnen, BücherspenderInnen, ForscherInnen oder interessierte LeserInnen wenden sich bitte an Pfarrer Rüdiger Petrat.