Krypta-Orgel

Versteckt in einer Seitennische der Krypta stand eine altersschwache kleine Truhenorgel aus dem Jahr 1968.

Ihre begrenzten Möglichkeiten und die Qualität des Klanges genügten den Anforderungen an die musikalische Arbeit der Kreuzkirchengemeinde mit ihren vielfältigen Gottesdienstangeboten seit langem nicht mehr.

Auch durch die seit 2001 bestehende monatliche Konzertreihe „am 7. um 7“, die wegen der hervorragenden Akustik und der konzentrierten Atmosphäre die Krypta als Konzertort gerne mit einbezog, ist Handlungsbedarf entstanden.

Eine neue Orgel für die Krypta – Chance und Herausforderung

Du sprichst durch die Musik zu Gott. Er wird dir durch die Musik Antworten. – Olivier Messiaen

Eine neue Orgel: viele Fragen, viele Möglichkeiten, viele Herausforderungen, viele Entscheidungen, viele Erfahrungen ...

Eine neue Orgel zu planen und zu bauen ist ein kreativer Prozess im Spannungsfeld von Geist und Raum. Der Raum der Krypta der Kreuzkirche bedeutet in mehrerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Die Platzverhältnisse gilt es zu respektieren, die geringe Raumhöhe als positive Vorgabe zu verstehen. Dann die Akustik: die wohl schönste in einem vergleichbar intimen Raum in unserer Stadt. Sie möchte angeregt werden um zu klingen, um sich zu entfalten. Eine schöne Akustik ist das wertvollste Register in einer Orgel – heißt es. Denkbar beste Voraussetzungen also für das Gelingen des großen kleinen Werkes.

Eine Orgel ist vieles: Maschine, Klangkörper, Möbel, Kunstwerk. Sie fällt ins Auge, sie erreicht unsere Ohren, sie berührt unsere Herzen. Musik ist klingender Gottesdienst. Die Orgel wird zur Mittlerin zwischen uns und Ihm, zwischen Mensch und Gott, zwischen Gegenwart und Ewigkeit. Das ist der Boden, auf dem eine neue Orgel wachsen soll. Fruchtbar und steinig zugleich.
Jetzt kommen wir, die Menschen. Die Gemeinde, die Musiker, die Orgelbauer. Ideen erblühen, Wünsche keimen, Gegensätze prallen aufeinander. Ein kreativer Prozess eben. Die Gemeinsamkeiten wachsen, Begeisterung überträgt sich, eine Lösung kommt in Sicht. Sie ist nur eine von unendlich vielen. Alle sind denkbar, viele machbar. Was hat diese eine, was die anderen nicht haben? Sie ist gedacht worden, sie ist gefunden worden. Sie fällt ins Auge, und sie berührt jetzt schon unser Herz. Dabei ist sie noch nicht real, noch nicht mit Händen zu greifen. Aber ein Anfang ist gemacht, ein Weg eingeschlagen. Er kann uns zum Ziel führen, wenn wir ihn gehen.

Das Projekt

Gemeinsam mit der Orgelbauwerkstatt Klais ist unser Konzept entstanden:

Im Herzen Bonns soll eine Orgel zum Anfassen entstehen, um die man herumgehen und in die man hineinsehen kann. In Führungen und Konzerten können vor allem Kinder ganz neue Einblicke gewinnen in das Innere der Orgel, die Traktur, und so die Bewegung der Musik miterleben.

Eine sichtbare Windversorgung erklärt den Weg der Tonerzeugung und visualisiert den Atem der Orgel. Mithilfe dieser handbetriebenen Schöpfbalganlage können Sie sogar aktiv am Entstehen des Orgelklangs mitwirken!

Die Aufgabe

Die Orgel ist das materielle Bindeglied zwischen Mensch und Musik. Sie mittelt und vermittelt. Nicht nur in der Liturgie. Sie macht Klang begreifbar für Jung und Alt. So erfüllt die Orgel auch eine weitere wichtige Aufgabe. Sie bringt sich selbst und ihre Jahrhunderte alte Tradition den Menschen von heute näher. Sie steht als Bindeglied zwischen unserem kulturellen Erbe und einer jungen Gemeinde im Jetzt. So sind Einblicke möglich und nötig, um Erkenntnis zu schaffen.

Die Sichtlinie des Organisten durch das Untergehäuse der Orgel gewährt diese Einblicke in das Innere, auf die Traktur, auf die Bewegung der Musik. Eine sichtbare Windversorgung erklärt den Weg der Tonerzeugung, visualisiert den Atem der Orgel.

Die Idee

Das Instrument basiert auf historischen Vorbildern, die hier in eine zeitgemäße Formensprache übersetzt werden.

Beide Manualwerke teilen sich eine gemeinsame Windlade. So ergibt sich eine homogene Klangverschmelzung über die Werkgrenzen hinaus. Durch die Hinterspieligkeit rückt der Organist aus dem unmittelbaren liturgischen Geschehen heraus, kann aber durch das unter der Ladenebene gelegene Sichtfenster daran teilnehmen, ohne abzulenken.

In Anlehnung an zugrunde liegende historische Vorbilder kann das Instrument mit einer handbetriebenen Schöpfbalganlage ausgestattet werden. So ergibt sich ein besonderes Klangerlebnis. Da aus praktischen Erwägungen ein elektrisch betriebenes Gebläse sicherlich vorhanden sein sollte, stellt die Schöpfanlage eine zusätzliche Option dar.

Um dem historisierenden Charakter des Instruments vollends Rechnung zu tragen, empfiehlt es sich, die Orgel mit einer ungleichstufigen Stimmung zu versehen.

So wächst aus vielen Ideen eine schlüssige Konzeption. Logisch, klar, erfassbar und – im wahrsten Sinne des Wortes – durchschaubar. Sie gewährt Einblick in die Technik, in die Funktion, in das Entstehen der Musik. Sie bringt die Orgel dem Menschen nahe und näher.

Disposition

MANUAL C - f3 (Teilung zwischen h° und c1)

Suavial 8’
Bordun 8’
Principal 4’
Holzflöte 4’
Principal 2’
Quinte 1 1/3

PEDAL C - d1
Subbass 16’

KOPPEL
Manual-Bass an Pedal (ab c1 repetierend)

Tremulant für das ganze Werk

Kontakt

Organist: Stefan Horz

Tel.: 0228 2423730
s.horz(at)kreuzkirchenmusik.org